Das Musikhaus des Westens – Geschäfte mit Geschichte
Der Kaufmann Fritz Hädrich aus Chemnitz eröffnete am 10. September 1910 in der Fritz-Reuter-Straße 8 eine Muikalienhandlung. Er selbst war ein guter Musiker, beherrschte fast alle Musikinstrumente und spielte in verschiedenen Orchestern. Seine Liebe zur Musik und seine Sachkenntnis waren Garant für die fachgerechte Beratung seiner Kunden. Schon bald gingen nicht nur Hobbymusiker in seiner Muikalienhandlung ein und aus, sondern auch viele Orchestermitglieder. Bereits zehn Jahre später gründete Fritz Hädrich einen eigenen Verlag für die Herausgabe von Notenbüchern und war somit in der Lage, das städtische Orchester mit Noten zu beliefern. Schon bald war die Musikalienhandlung Hädrich fest im Chemnitzer Kulturleben verwurzelt und über die Grenzen der Stadt hinaus bekannt. Systhematisch erweiterte Fritz Hädrich sein Angebot, verkaufte Schallplatten, Sprechapparate, Radiogeräte und betrieb eine Instrumentenwerkstatt für Reparaturen.
Bei dem Bombenangriff auf Chemnitz fielen die Häuser in der Fritz-Reuter-Straße in Schutt und Asche – das Lebenswerk und die Existenzgrundlage von Fritz Hädrich waren zerstört. In mühevoller Kleinarbeit begann er, Musikinstrumente, Notenbücher, Tonträger zu besorgen und startete neu in einem kleinen Ladengeschäft in der Moritzstraße. Im Jahr 1950 zog er um in ein größeres Ladengeschäft – jedoch nicht mehr in der Innenstadt, sondern im Chemnitzer Westen auf dem Kaßberg. Bis ins hohe Alter von fast 80 Jahren führte der Geschäftsmann sein Musikfachgeschäft, dann übernahm im Jahr 1960 die Tochter Gerade Schulze die Firma und führte sie in bewährter Weise fort. Die Stammkunden aus der Stadt und Umgebung wurde von ihr ebenso fachgerecht beraten und betreut wie von ihrem Vater. Man kam gerne und häufig in das im Volksmund genannte “Musikhaus des Westens”, weil es hier immer ein Schnäppchen zu holen gab. Tonträger verschiedener Musikstile, die im staatlichen Handel nur unter dem Ladentisch verkauft wurden. Als sich Gerda Schulze jedoch in den wohlverdienten Ruhestand begeben wollte, war keine ihrer beiden Töchter bereit, die Firma fort zu führen – das Aus für das Familienunternehmen und weithin bekannte Musikhaus?
Falk Schuhmann – von Beruf Rundfunk- und Fernsehmechaniker, nebenher Hobbymusiker und Diskotechniker – ging bereits als Kind in Hädrichs Musikladen ein und aus. Als er davon hörte, dass Gerda Schulze das Geschäft schließen wolle, wagte er den Schritt in die Selbstständigkeit.
Am 1. April 1990 übernahm er die Leitung des traditionsreichen Fachgeschäftes auf des Weststraße. Ein Jahr später eröffnete er eine Filiale auf der Augustusburger Straße und ergänzte das Sortiment – Musikinstrumente und Tonträger – um Licht- und Tontechnik. Inzwischen musste das Geschäft auf der Weststraße wegen Baufälligkeit des Hauses geschlossen werden. Als neuen Service betreibt Falk Schuhmann eine Künstler- und Veranstaltungsagentur.
Quelle: Geschäfte mit Geschichte. Traditionsreiche Einzelhandelsunternehmen in Südwestsachsen, Handelsverband Sachsen e.V., Leipziger Messe Verlag und Vertriebsgesellschaft mbH
Erscheinungsjahr: 2003