Geschichtliches zum Musikhaus
Das Ladengeschäft in DDR Zeiten
1989: Das Ladengeschäft in DDR Zeiten, 9005 Karl-Marx-Stadt, Weststraße 53 , die ältere Dame ist Gerda Schulze, Inhaberin bis 1990 und Tochter des Firmengründers Fritz Hädrich.
Feier des 80. Jubiläums
10.09.1990 noch in DDR Zeiten. Feier des 80. Jubiläums im Ladengeschäft Weststraße 53
Das Musikhaus des Westens – Musikhaus Fritz Hädrich
Das Musikhaus Fritz Hädrich – Autorisierte Electrola Verkaufstelle
Werbeanzeige um ca 1920.
Das Musikhaus des Westens feiert Jubiläum
Inhaber Falk Schuhmann will an 80jähriger Tradition festhalten
In der Weststraße 53 gibt es in diesen Tagen Grund zum Feiern: das “Musikhaus des Westens. Fritz Hädrich” wird 80 Jahre alt.
Grund genug, sich der Höhen und Tiefen in der Geschichte dieses Geschäftes zu erinnern
Gegründet wurde es am 10. September 1910 von Fritz Hädrich in der Fritz-Reuter-Straße. 16 Verkäufer und Angestellte wurden damals beschäftigt und ein riesiger Kundenkreis wurde bedient. Die Tochter Fritz Hädrichs, Frau Gerda Schulze, die selbst seit 1928 im Geschäft arbeitete, erzählt noch heute mit Begeisterung von Räumen voller Akkordeons und Mundharmonikas, Wänden voller Gitarren – vom einfachsten Instrument bis zum Meisterwerk gab es praktisch alles. Als CHemnitz 1945 in Schutt und Asche fiel, wurde auch das Musikhaus ein Opfer des Angriffs: Alle Noten und Instrumente, darunter allein 54 Klaviere und 20.000 Schallplatten verbrannten. Unschätzbare Werte, nicht nur finanziell.
Die Liebe zur Musik ließ Fritz Hädrich und seine Tochter 1950 in einem kleinen Laden in der Weststraße einen Neuanfang wagen. Das “Musikhaus des Westens” entstand. Mitte der 70er Jahre übernahm Gerda Schulze, unterstützt von Ihrer Tochter, das Geschäft. Neben allen Freuden im Umgang mit der Musik und den Kunden, wurden ihr auch viele Hürden in den Weg gestellt. Sie zewigt mir einen ganzen Hefter voll Schriftwechsel mit dem damaligen VEB Gebäudewirtschaft Karl-Marx-Stadt – ob es um den vermoderten Fußboden ging, um undichte Fenster oder einen defekten Ofen, sie wurde vertröstet und hingehalten. An kalten Wintertagen standen sie und ihre Tochter mit Handschuhen und in Stiefeln hinter dem Ladentisch! Aber ohne Hilfe war es ihr Nicht möglich, den Laden baulich zu erhalten.
Die Rettung für das Musikhaus erschien in der Person eines jahrelangen Kunden. Falk Schuhmann, ein junger Mann voller Tatendrang und Pläne, übernahm das Geschaft im März diesne Jahres.
Der gelernte Rundfunk- und Fernsehmechaniker spielte selbst im Jugendblasorchester des ehemaligen Pionierhauses Schlagzeug und ist Discotechniker bei der “Musikboutique”. An die Traditionen der 80er Jahre “Musikhaus Fritz Hädrich” will er unbedingt anknüpfen. Bestellungen werden entgegengenommen und Sonderwünsche erfüllt, ein breiter Kundenkreis soll angesprochen werden. Von Instrumenten und Noten bis hin zu Schallplatten und CDs reicht das Angebot. Er hat Verbindung zu Großhandelseinrichtungen der BRD aufgenommen, ist aber genau so an der Zusammenarbeit mit DDR-Firmen interessiert.
Ich muss noch einmal auf Gerda Schulze zurückkommen. Trotz ihres hohen Alters fällt ihr der Abschied von ihrem Geschäft sehr schwer. Während sie vom alten Musikhaus spricht, spürt man, wie sie der Zeit nachhängt. “Vielleicht ist es ganz gut so. Es gibt jetzt so viel Neues, das hätte ich wohl nicht mehr gelernt. Ich wünsche Falk, daß er alles schafft, was er sich vorgenommen hat.”
Ich schließe mich ihren Worten an, im Interesse des traditionsreichen Musikhauses und der vielen jahrelangen und neuen Kunden.
Quelle: Freie Presse
Erscheinungsdatum: 10.09.1990
Das Musikhaus des Westens – Geschäfte mit Geschichte
Der Kaufmann Fritz Hädrich aus Chemnitz eröffnete am 10. September 1910 in der Fritz-Reuter-Straße 8 eine Muikalienhandlung. Er selbst war ein guter Musiker, beherrschte fast alle Musikinstrumente und spielte in verschiedenen Orchestern. Seine Liebe zur Musik und seine Sachkenntnis waren Garant für die fachgerechte Beratung seiner Kunden. Schon bald gingen nicht nur Hobbymusiker in seiner Muikalienhandlung ein und aus, sondern auch viele Orchestermitglieder. Bereits zehn Jahre später gründete Fritz Hädrich einen eigenen Verlag für die Herausgabe von Notenbüchern und war somit in der Lage, das städtische Orchester mit Noten zu beliefern. Schon bald war die Musikalienhandlung Hädrich fest im Chemnitzer Kulturleben verwurzelt und über die Grenzen der Stadt hinaus bekannt. Systhematisch erweiterte Fritz Hädrich sein Angebot, verkaufte Schallplatten, Sprechapparate, Radiogeräte und betrieb eine Instrumentenwerkstatt für Reparaturen.
Bei dem Bombenangriff auf Chemnitz fielen die Häuser in der Fritz-Reuter-Straße in Schutt und Asche – das Lebenswerk und die Existenzgrundlage von Fritz Hädrich waren zerstört. In mühevoller Kleinarbeit begann er, Musikinstrumente, Notenbücher, Tonträger zu besorgen und startete neu in einem kleinen Ladengeschäft in der Moritzstraße. Im Jahr 1950 zog er um in ein größeres Ladengeschäft – jedoch nicht mehr in der Innenstadt, sondern im Chemnitzer Westen auf dem Kaßberg. Bis ins hohe Alter von fast 80 Jahren führte der Geschäftsmann sein Musikfachgeschäft, dann übernahm im Jahr 1960 die Tochter Gerade Schulze die Firma und führte sie in bewährter Weise fort. Die Stammkunden aus der Stadt und Umgebung wurde von ihr ebenso fachgerecht beraten und betreut wie von ihrem Vater. Man kam gerne und häufig in das im Volksmund genannte “Musikhaus des Westens”, weil es hier immer ein Schnäppchen zu holen gab. Tonträger verschiedener Musikstile, die im staatlichen Handel nur unter dem Ladentisch verkauft wurden. Als sich Gerda Schulze jedoch in den wohlverdienten Ruhestand begeben wollte, war keine ihrer beiden Töchter bereit, die Firma fort zu führen – das Aus für das Familienunternehmen und weithin bekannte Musikhaus?
Falk Schuhmann – von Beruf Rundfunk- und Fernsehmechaniker, nebenher Hobbymusiker und Diskotechniker – ging bereits als Kind in Hädrichs Musikladen ein und aus. Als er davon hörte, dass Gerda Schulze das Geschäft schließen wolle, wagte er den Schritt in die Selbstständigkeit.
Am 1. April 1990 übernahm er die Leitung des traditionsreichen Fachgeschäftes auf des Weststraße. Ein Jahr später eröffnete er eine Filiale auf der Augustusburger Straße und ergänzte das Sortiment – Musikinstrumente und Tonträger – um Licht- und Tontechnik. Inzwischen musste das Geschäft auf der Weststraße wegen Baufälligkeit des Hauses geschlossen werden. Als neuen Service betreibt Falk Schuhmann eine Künstler- und Veranstaltungsagentur.
Quelle: Geschäfte mit Geschichte. Traditionsreiche Einzelhandelsunternehmen in Südwestsachsen, Handelsverband Sachsen e.V., Leipziger Messe Verlag und Vertriebsgesellschaft mbH
Erscheinungsjahr: 2003